Die Mär vom Velorowdy

Die Zahlen sind deutlich. Velofahrende sind gesetzestreuer als gemeinhin angenommen wird. Eine grosse Untersuchung der Cycling Embassy of Denmark zeigt, dass weniger als fünf Prozent der Radlerinnen und Radler die Verkehrsregeln übertreten.

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Julie Nielsen
14.05.2019

Velofahrende halten sich viel öfter an die Verkehrsregeln als gemeinhin angenommen. Nur knapp fünf von hundert Personen verhalten sich nicht korrekt. Das zeigt eine Studie, die in Kopenhagen und in weiteren grossen- bis mittelgrossen Städten Dänemarks durchgeführt wurde.

Die Studie des dänischen Strassen-Direktorats untersuchte mit Videokameras, wie 28'579 Velofahrende Strassenkreuzungen passierten. 1'404 übertraten dabei ein oder mehrmals die Verkehrsregeln. Mit Abstand am häufigsten bogen Personen auf dem Velo bei Rot nach rechts ab. Allerdings ohne, dass andere Verkehrsteilnehmer durch dieses Verhalten beeinträchtigt worden wären. An zweiter Stelle steht das Radeln auf dem Trottoir und an dritter das Überqueren von Strassen auf dem Fussgängerstreifen.

Die Mehrheit respektiert Ampelsignale

Zu ähnlichen Resultaten kommt auch eine Untersuchung aus Grossbritannien. Die Studie «A transport for London» widerlegt die Hypothese, wonach die Mehrheit der Radfahrenden rote Ampeln missachtet, 84 Prozent der Velofahrenden bleiben bei Rot stehen, so das Resultat der Studie. Die Ergebnisse zeigen, dass die Velofahrenden statistisch gesehen keine Bedrohung für die Verkehrssicherheit sind. Dies bekräftigt auch der «The Guardian» Journalist Peter Walker in einem Video.

Laut dänischer Studie: Die Mehrheit der Velofahrenden respektiert das Rotlicht.

Je besser die Infrastruktur, desto weniger Übertretungen

Die Zahlen der dänischen Untersuchung zeigen zudem, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen der Grösse einer Stadt und der prozentualen Anzahl der Regelbrüche. Während in Kleinstädten bei 8,3 Prozent der Velofahrer ein oder mehrere Regelverstösse registriert wurden, waren es in der Hauptstadt Kopenhagen nur 4,2 Prozent.

Eine der Ursachen könnte laut den Studien-Autoren darin liegen, dass der Verkehr in kleineren Orten generell überschaubarer ist. Für die Studie wurden die ausgewählten Kreuzungen nach Grösse unterschieden. Es zeigte sich, dass an kleinen übersichtlichen Kreuzungen deutlich häufiger Übertretungen registriert wurden als an grossen Kreuzungen, wie sie öfter in der Hauptstadt anzutreffen sind.

Gleichzeitig weisen die Zahlen der Studie auch darauf hin, dass an Kreuzungen, an denen keine Fahrradwege existieren – was in Kleinstädten häufiger der Fall ist – viel öfter die Verkehrsregeln missachtet werden. Gibt es keine Infrastruktur, die die Velofahrenden beschützt, halten sich bis zu 14 Prozent nicht an die Regeln. Gibt es allerdings einen Fahrradstreifen, sind es nur 4 bis 5 Prozent.

Fast alle Velofahrenden halten sich an die Regeln.

Autofahrer halten sich seltener an Verkehrsregeln

Während sich nur eine kleine Zahl der Velofahrenden nicht an die Regeln hält, sieht das bei Autofahrenden anders aus. Nur ein Drittel hält sich laut der Studie an die Verkehrsregeln. Am häufigsten werden Tempolimits missachtet. Diese sind allerdings nicht so sichtbar, wie wenn Velofahrer bei rot rechts abbiegen.

 

Bilder: ZVG Studie