Abbiegen bei Rot

Velofahrende dürfen ab 1. Januar 2021 an roten Ampeln rechts abbiegen, sofern dies entsprechend signalisiert wird. Das hat der Bundesrat am 20. Mai beschlossen. Die Landesregierung erlaubt zudem Kindern bis zum Alter von zwölf Jahren neu das Fahren auf dem Trottoir.

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22.05.2020

Der Bundesrat hat an seiner Sitzung vom 20. Mai die revidierte Verkehrsregeln- und Signalisationsverordnung verabschiedet. Die neuen Richtlinien treten am 1. Januar 2021 in Kraft. Einige Änderungen betreffen auch das Radfahren.

Rechts abbiegen bei Rot

Neu wird es für Velofahrende – und auch für Mofafahrende bzw. für Personen mit schnellen E-Bikes – erlaubt sein, an Lichtsignalen bei Rot rechts abzubiegen. Das unter der Voraussetzung, dass das Rechtsabbiegen entsprechend signalisiert ist.

Damit werde eine alte Forderung von Pro Velo erfüllt, heisst es beim Interessenverband der Schweizer Velofahrenden. Für Präsident Matthias Aebischer bringt das neue Signal zwei grosse Vorteile: «Erstens wird damit die Gefahr, von einem rechtsabbiegenden Fahrzeug eingeklemmt zu werden, kleiner. Zweitens wird das Velofahren damit flüssiger und auch attraktiver.»

Rechtsabbiegen bei RotWenn ein entsprechendes Signal vorhanden ist, dürfen Radfahrende ab 2021 an roten Ampeln rechts abbiegen.

Das Rechtsabbiegen bei Rot wurde in Basel zwei Jahre lang in Form eines Pilotprojekts getestet. An zwölf ausgewählten Verzweigungen wies eine spezielle Signaltafel Radfahrende darauf hin, dass Rechtsabbiegen bei Rot erlaubt ist. Die Fussgängerinnen und Fussgänger sowie der Querverkehr blieben vortrittsberechtigt.

Lediglich in 0,5 Prozent der Fälle kam es zu einer Konfliktsituation zwischen abbiegenden Velofahrenden und Vortrittsberechtigten. Während der ganzen Versuchsdauer wurden etwa eine Million Fahrten registriert – dabei kam es zu keinem Unfall.

Kinder auf dem Trottoir

Während das Rechtsabbiegen bei Rot unumstritten ist, gibt ein anderer Beschluss mehr zu reden. Heute dürfen nur Kindergärtner mit dem Velo auf dem Trottoir fahren. Ab 2021 ist das Kindern bis 12 Jahre gestattet – sofern kein Veloweg oder Radstreifen vorhanden ist. 

Kind auf VeloUmstrittener Entscheid: Kinder bis 12 Jahre dürfen künftig auf dem Trottoir Velo fahren.

Der Bundesrat sei sich bewusst, dass die neue Richtlinie Personen auf den Trottoirs stören könne, heisst es in einer Mitteilung der Landesregierung. Die neue Regelung helfe aber, Unfälle von Kindern mit Autos zu verhindern, und diene somit der Verkehrssicherheit.

Das sieht auch Pro Velo Schweiz so. Matthias Aebischer sagt: «Mit diesem neuen Recht werden Wege, die Kinder bisher nicht mit dem Velo zurücklegen konnten, durchgehend fahrbar.» Gleichzeitig betont er, dass die Gemeinden und Kantone in der Pflicht sind, die Strassen so zu gestalten, dass auch Kinder mit dem Velo darauf fahren können. «Sicherheitsprobleme für Velofahrende müssen auf der Strasse gelöst werden.»

Gar nicht einverstanden ist Fussverkehr Schweiz. Die Zulassung von velofahrenden Kindern und Jugendlichen bis 12 Jahre auf Trottoirs zeuge von der fehlenden Bereitschaft, eine faire Umverteilung der Verkehrsflächen und eine menschengerechte Mobilitätswende in Angriff zu nehmen.

Sowohl Kindern auf Fahrrädern als auch den Zu-Fuss-Gehenden würden damit die ihnen zustehenden sicheren, freien und attraktiven Wege verwehrt, schreibt der Verband in einer Stellungnahme.

Mit der Kritik am Entscheid des Bundesrats steht Fussverkehr Schweiz nicht alleine. Auch in den Sozialen Medien wird der Beschluss kontrovers diskutiert, wie unten stehendes Beispiel zeigt. 

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Mehr Piktogramme

Neben den zwei bedeutenden Änderungen hat der Bundesrat weitere Anpassungen verabschiedet, die das Radfahren betreffen. So wird es künftig erlaubt sein, auf Veloachsen in Tempo-30-Zonen den Rechtsvortritt auf zuführenden Strassen aufzuheben.

Die Landesregierung hat es aber unterlassen, ein Signal für «Velostrassen» einzuführen. Das ab 2021 mögliche Verkehrsregime wird einzig aufgrund von Piktogrammen erkennbar sein. Mit der neuen Signalisationsverordnung erhalten Behörden zudem die Möglichkeit, Velopiktogramme häufiger einzusetzen.

 

Fotos: Pro Velo beider Basel, Greg Rosenke / Unsplash